Hilfsschule

Die Hilfsschule im Nationalsozialismus

von Kirsten Knaack

9. Ergebnisse

Nach einem Vergleich der Grundideen der bedeutendsten Rassenhygieniker mit nationalsozialistischen Aussagen zu Rassenhygiene sowie bei der Betrachtung auch der personellen Überschneidungen von Rassenhygiene und NS- Politik kann durchaus von einer Kontinuität biologistisch- rassistiscehn Denkens gesprochen werden, der sich in der erbbiologischen Gesetzgebung der Nationalsozialisten und der Ausführung von Zwangssterilisierungen und Massenmord aus rassischen und eugenischen Gründen gipfelte.
Anhand von Beispielen aus der SchülerInnenschaft der Hilfsschule Bergedorf konnte bewiesen werden, dass insbesondere als ‚minderwertig‘ stigmatisierte Menschen aufgrund des GzVeN zwangssterilisiert wurden. Außer durch den Gesetzestext des GzVeN wurde dies flankiert von der Anpassung der Schulorganisation[108] an die NS- Ideologie, die sich zum Ziel gesetzt hatte, auf der einen Seite eine kleine Elite auszubilden und auf der anderen Seite die ‚geistig‘ oder ‚charakterlich Minderwertigen‘ auszusieben und letztendlich ‚auszumerzen‘.
Die biologistisch- rassistische Kontinuität setzte sich nach 1945- mehr oder weniger im Verborgenen- durch Alt- und Neonazis, aber auch durch aussonderndes und diskriminierendes Verhalten gegenüber Minderheiten gesamtgesellschaftlich fort; durch sogenannte demokratische Parteien gesetzlich legitimiert in scheinbar verschiedenen Bereichen wie Asylrecht, Behandlung von politischen GegnerInnen und sozialen Randgruppen. Zu den letzteren gehören auch die heutigen sogenannten Lernbehinderten, deren gesellschaftliche- und dazu gehört ebenfalls die schulische- Integration nach wie vor nicht verwirklicht ist. Stattdessen wird wieder vermehrt von ‚Elitenbildung‘ gesprochen; die Hilfsbedürftigsten der schulischen Laufbahn werden hingegen selten erwähnt; die Forderung nach Verbesserung deren sozialer Ausgangslage[109] durch politische Reformen geht im Zeitalter der Globalisierung des Kapitals zunehmend unter.
Die sich daraus ableitende pädagogische Aufgabe sollte daher- neben grundlegender Aufklärung über die Gefahren und Folgen des Faschismus- eine basisdemokratische Erziehung zur Wahrnehmung eigener gesellschaftlicher Interessen sein.

Santoku Messer

[108] Z.B. Richtlinien, amtliche Erlasse etc.

[109] M.E. führt bei einer großen Zahl von sog. Lernbehinderten deren desaströses soziales Umfeld zu schulischem Versagen und zu Verhaltensauffälligkeiten.

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