Hilfsschule

Die Hilfsschule im Nationalsozialismus

von Kirsten Knaack

1.2.2. Walter Groß und das Rassenpolitische Amt

Groß folgte in seinen Ausführungen stark der Argumentation Hitlers (vgl. Abschnit 1.2.1.). So verurteilte er in seiner Rede auf dem Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg am 01. September 1933, „(...) daß Staat und Gesellschaft ihre Mittel mitleidig und barmherzig für die Erhaltung von Verbrechern und Geisteskranken und Schwachsinnigen und Idioten einsetzte und dafür Millionen und Abermillionen zur Verfügung stellte, während zugleich für den einfachen, gesunden Sohn des Volkes kaum Geld für ein trockenes Stück Brot da war.“ (zit. nach Klee 1997, S. 50) Er unterstrich die Bedrohung der Nation durch eine solche Haltung.
Dementsprechend lag nach Nowak (S. 69) der Propagandaschwerpunkt des Rassenpolitischen Amtes:
„1. Die biologische Substanz des deutschen Volkes sei durch das Anschwellen der unterdurchschnittlichen Begabungen, Charakteranlagen, körperlichen und geistigen Fähigkeiten gefährdet.
2. Der starke Geburtenrückgang in den Schichten der erbbiologisch Hochwertigen sei überaus bedrohlich.
3. Durch die Mischung mit fremden Rassenbestandteilen erwüchse dem deutschen Volk Schaden. Ein Geschlecht von Mischlingen und Bastarden wachse heran.
4. Es seien einschneidende Maßnahmen zur ‚Erb- und Rassenpflege‘ notwendig, wenn die Harmonie und leiblich- seelische Ganzheit des deutschen Volkes nicht langsam, aber sicher morsch werden solle. Der brauchbare, wertvolle, aufsteigende Teil des Volkes müsse gefördert werden. Er müsse sich stärker fortpflanzen. Alle anderen Teile seien weniger brauchbar, ja oft sehr schädlich. Das A und O der Rassenpolitik sei, meinte Groß, daß der Staat an ‚Erblinien‘ und ‚Blutströmen‘ abschneide, was unerwünscht sei, indem er asyliere und sterilisiere, was zu asylieren und sterilisieren sei und indem er unter ‚schweren Druck‘ setze, was aus einer Mischlingsfamilie stamme. Die politischen Konsequenzen seien gezogen, um dem Rassenverfall Einhalt zu gebieten, indem man die Demokratie abgeschafft habe. In gleicher Weise müsse nun auch der ‚furchtbare Gedanke‘, der alle hohen und großen Werte erschlagen habe, abgeschafft werden, der Gedanke, alle Menschen seien gleich.“

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