Hilfsschule

Die Hilfsschule im Nationalsozialismus

von Kirsten Knaack

6.3.4. Sterilisation noch während des Schulbesuchs

Der Schüler K, geb. 1920, scheint Autist zu sein. Er lernte erst mit 2 ½ bis 3 Jahren laufen, Sprechen erst mit 3 ½ Jahren. Vom 3. bis zum 6. Lebensjahr litt er unter Krämpfen. Von seinem Klassenlehrer Matthiessen wird er folgendermaßen beschrieben: „Schwer erziehbares Kind. Zuweilen zeigt sich Irresein; geht auf dem Schulhof im Kreise herum, Daumen im Mund, schlägt sich mit der anderen Hand die Backe. Klappt, wenn er nicht ermahnt wird, oder nicht in einem Arbeitsversuch ist dauernd in die Hände; spielt nie mit anderen Kindern; hat gerne Streit mit ihnen; flunkert zuweilen; versucht den Lehrer zu reizen; wenn er keinen Erfolg damit hat, ist er unzufrieden. Wenn er angehaucht wird, zieht er lächelnd ab. Dann kommt er auch noch zum Lehrer u. fragt: „Nun bin ich doch nicht mehr so verrückt?“[Interpunktionsfehler i. Orig.]
Das EGG sah den Fall offenbar als so dringend, dass im Schlußurteil bei der Entlassung aus der Schule vom 16.3.1935 zu lesen ist: „Anfang III vor dem Erbgesundheitsgericht und 3 Wochen wegen Unfruchtbarmachung im Krankenhaus. Die krankhaften Erscheinungen haben sich bis zum Schluß um nichts gebessert. (...)
Matthiessen
Lühning, Hilfsschulleiter“

Inhalt

Webkataloge