Hilfsschule

Die Hilfsschule im Nationalsozialismus

von Kirsten Knaack

5.3.3. Ergebnisse der Durchführung des GzVeN

Schmuhl gibt auf S. 159 an, dass von Seiten des Staates vorgesehen war, im gesamten Reich etwa ½ bis 2 Millionen Menschen unfruchtbar zu machen. Tatsächlich durchgeführt wurden von 1934-1945 ca. 400 000 Sterilisierungen, davon etwa 40 000 in den seit 1938 besetzten Gebieten. ¾ der Unfruchtbarmachungen fanden bis 1939 statt, da aufgrund des Kriegsbeginns nicht genügend Kapazitäten in den Krankenhäusern vorhanden waren. Abgesehen davon begann mit der ‚Euthanasieaktion‘ die nächste Stufe der ‚Ausmerzung minderwertigen Lebens‘.
Ca. 5 000- 6 000 Frauen und 600 Männer starben im gesamten Deutschen Reich bei den Sterilisationseingriffen bzw. durch die Folgen der Gewaltanwendung bei Zwangsvollstreckung.
Eugenisch begründete Abtreibungen wurden vermutlich bei ca. 30 000 Frauen durchgeführt (vgl. Schmuhl, S. 163).
96% der Sterilisationsopfer wurden aufgrund der Diagnosen ‚Schwachsinn‘ (2/3), Schizophrenie, Epilepsie und manisch- depressives Irresein (in dieser Reihenfolge) unfruchtbar gemacht (vgl. ebd., S. 156)
In Hamburg wurden 1936 bereits 3 326 Anträge auf Unfruchtbarmachung gestellt, durchgeführt wurden 2 335, davon 1 335 wegen ‚angeborenem Schwchsinn‘. 1934 und 1935 waren 54% aufgrund dieser Diagnose efolgt (vgl. Höck, S. 109); auch nach 1939 wurden noch Sterilisationen beschlossen und durchgeführt (vgl. ebd., S. 111). Insgesamt wurden zwischen 1933 und 1945 24 260 Menschen in Hamburg zwangssterilisiert, über 500 Männer kastriert und bei ca. 800 Frauen (v.a. polnische und russische Zwangsarbeiterinnen) Zwangsabtreibungen vorgenommen. Ca. 14 000 ‚gemeinschaftsunfähige‘ Menschen wurden zwangsasyliert und entmündigt (vgl. Roth, Karl- Heinz: Ein Mustergau gegen die Armen, Leistungsschwachen und ‚Gemeinschaftsunfähigen‘, in: Ebbinghaus et al., S. 7 f.). Roth definiert aufgrund der im Vergleich zum Gesamtreich hohen Zahl an „Verstümmelungs- und Vernichtungsaktionen“ in Hamburg die Stadt zum „Mustergau“: „Der Feldzug der Justiz, der Innen-, Gesundheits- und Sozialverwaltung gegen die Armen und die Selektion sozialer und nationaler Minderheiten funktionierte geräuschlos, effizient, mit minimalem Kostenaufwand.“ (ebd., S. 8)

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