Hilfsschule

Die Hilfsschule im Nationalsozialismus

von Kirsten Knaack

3. Die politische Entwicklung in der Weimarer Republik und der Aufstieg der NSDAP

In diesem Kapitel soll kurz auf die regionale politische Entwicklung in Hamburg bzw. speziell in Lohbrügge und Bergedorf eingegangen werden, die zum Aufstieg der NSDAP und schließlich ihrer Herrschaft von 1933 bis 1945 führte [47] .


3.1. Hamburg


Nachdem das Deutsche Reich den Ersten Weltkrieg 1918 verloren hatte, machte sich auch in Hamburg eine Schwächung der Wirtschaft bemerkbar. Das mangelhafte staatliche Krisenmanagement untergrub das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierungsparteien. Die Inflation explodierte, vor allem Arbeiterfamilien verarmten enorm. Im November 1918 scheiterte der Vesuch von KommunistInnen, den Senat durch einen ‚Arbeiter- und Soldatenrat‘ zu ersetzen.
1919 erlangte die SPD bei den Bürgerschaftswahlen 51,6% (absolute Mehrheit), die USPD 6,8%, die DDP 26,1%, die DVP 11,7%, die DNVP 2,6% und das Zentrum 1,3% (vgl. Krause, S. 58). Bürgermeister war zu dieser Zeit Werner von Melle.
Auch in Hamburg wurde die Weimarer Republik immer wieder von Unruhen durchzogen. Herausragend war der kommunistische Aufstand vom 23. Oktober 1923, der allerdings auch scheiterte.
Bei den Bürgerschaftswahlen 1921 und 1924 verloren die Regierungsparteien SPD und DDP massiv an Stimmen zugunsten der Deutschnationalen und Kommunisten [48]. 1928 bei der Bürgerschaftswahl zogen die Nazis erstmals mit 3 Abgeordneten ins Parlament ein; SPD und DDP hielten die Mehrheit, die Kommunisten kamen auf 27 Sitze (vgl. ebd., S. 9 f.).
Die Wirtschaftslage besserte sich zwar in Hamburg Ende der 20er, Anfang der 30er Jahre, jedoch stieg mit der Weltwirtschaftskrise die Zahl der Arbeitslosen in hohen Maßen [49]. Profiteure waren Kaufmannschaft, Industrie und Spekulanten.
Bei den Reichstagswahlen am 14. September 1930 hatte die NSDAP hohe Stimmengewinne, bei den Bürgerschaftswahlen 1931 wurde sie zweitstärkste Partei (25,6%) hinter der SPD. Als die Koalition aus SPD, DDP und DVP ihre Mehrheit verlor, wurden Neuwahlen notwendig, die die NSDAP am 24. April 1932 mit 30,7% gewann (vgl. ebd., S. 177) [50]. Da sie aber keine Koalitionspartner fand, führte der alte Senat die Geschäfte weiter. Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 wurde ein Verbot gegen die sozialdemokratische Zeitung „Hamburger Echo“ ausgesprochen. Aufgrund der Notverordnung vom 28. Februar 1933 musste der Hamburger Senat die Anordnung befolgen; um sich nicht zu verleugnen, traten die Senatoren der SPD jedoch am 03. März 1933 zurück, am 04. März der liberale Bürgermeister Carl Petersen. Am 05. März besetzten Angehörige der SA und SS schließlich das Hamburger Rathaus, Carl- Vincent Krogmann wurde Bürgermeister, Karl Kaufmann Reichsstatthalter. Hamburg verlor seine Eigenschaft als eigenständiger Stadtstaat. Die Bürgerschaft wurde aufgelöst. Der neue Senat bestand aus 12 Mitgliedern (NSDAP 6, DNVP 4, DVP 1, Staatspartei 1). Schulsenator wurde Karl Witt.

Kinderseiten Fussball Manager Hunde Rechnungswesen Nachhilfe

[47] Es wird hier nicht auf die Entwicklung im gesamten Deutschen Reich eingegangen; dies dürfte im Groben als bekannt vorausgesetzt werden.

[48] Ergebnisse Reichstagswahlen und Wahlen zur Nationalversammlung in Hamburg- Stadt (Krause, S. 58):

1920: KPD 0,6%, USPD 15,2%, SPD 38,6%, DDP 17,4%, DVP 14,6%, DNVP 12,4%, Zentrum 1,1%.

1924 (I): KPD 18,8%, USPD 0,5%, SPD 27,5%, DDP 13,1%, DVP 11,7%, DNVP 19,4%, Zentrum 1,6%.

1924 (II): KPD 14,7%, USPD 0,2%, SPD 32,1%, DDP 12,7%, DVP 12,7%, DNVP 21,4%, Zentrum 1,8%.

[49] 1931: 121111; 1932: 173 000; 1933: 176 417. Die Dunkelziffer, so Schätzungen der Politischen Polizei, betrug jedoch bereits 1932 etwa 210 000 (vgl. Krause, S. 168).

[50] Zahlenangaben nach Büttner:

Übersicht der Wahlergebnisse für Hamburg- Stadt von 1928-1933

(B= Bürgerschaftswahl, R= Reichstagswahl, WB= Wahlbeteiligung)

B 1928: WB 78,9%; NSDAP 2,2%, DNVP 13,4%, DVP 11,7%, DDP/ Staatspartei 12,9%, SPD 35,6%, KPD 17,1%

R 1928: WB 79,3%; NSDAP 2,6%, DNVP 12,5%, DVP 13,1%, DDP 11,7%, SPD 36,4%, KPD 17,2%

R 1930: WB 83,0%; NSDAP 18,8%, DNVP 3,9%, DVP 8,9%, DDP 8,6%, SPD 31,5%, KPD 18,5%

B 1931: WB 83,8%; NSDAP 25,6%, DNVP 5,3%, DVP 4,7%, DDP 8,8%, SPD 27,2%, KPD 22,3%

B 1932: WB 80,4%; NSDAP 30,7%, DNVP 4,1%, DVP 3,0%, DDP 11,5%, SPD 29,7%, KPD 16,4%

R 1932: WB 80,9%; NSDAP 32,9%, DNVP 4,9%, DVP 1,9%, DDP 6,1%, SPD 31,1%, KPD 18,2%

R 1932: WB 82,6%; NSDAP 26,6%, DNVP 8,9%, DVP 3,2%, DDP 5,5%, SPD 27,9%, KPD 22,3%

R 1933: WB 88,3%; NSDAP 38,3%, DNVP 7,6%, DVP 2,4%, DDP 3,5%, SPD 26,4%, KPD 17,9%

Inhalt

Webkataloge